Kinderhypnose - Kinderleichte Lösungen: das Symptom als Freund

Psychische Symptome haben einen Grund. Sie sind ein Versuch innere und äußere Konflikte zu lösen. Zum Zeitpunkt der Entstehung ist das Symptom die bestmöglichste Möglichkeit, die der Patient hierfür zur Verfügung hat.

Symptome sind daher wie ein Freund, der darauf hinweist, dass irgendetwas nicht stimmt. Sie sind ein Alarmsignal, dem man nachgehen kann, um auf das eigentliche Problem zu stoßen.


Das Symptom zeigt sich


Das hier beschriebene Vorgehen ist an Bandler und Grinder angelehnt, die 1995 das Refraiming (Umdeutung) zum ersten Mal beschrieben haben.


Das Kind soll in der Trance einen Ort finden, an dem alles möglich ist:

Dort kannst du den Teil finden, der für dein Symptom verantwortlich ist…

Es kann eine Figur sein, ein Mensch, eine Comicfigur, ein Filmheld,

eine Figur aus einem Buch oder irgendeine Gestalt, eine Form..

Schau einfach hin, was auftaucht…


Lisa,11 Jahre, litt unter ständigen Kopfschmerzen:

Therapeutin: Geh einfach zu dem Ort, an dem alles möglich ist... wie sieht es dort aus?... schau Dich um... hier kannst du deinen Kopfwehteil finden…lass dir Zeit bis er auftaucht… wie sieht er aus...?

Lisa: Ich bin auf einer Wiese. Da ist eine schwarz gekleidete Person, ein Mann. Ich kann ihn nicht genau erkennen. Er ist weit weg.

Therapeutin: kannst du näher heran gehen...?

Lisa: Jetzt kommt er mir entgegen. Er ist ganz in schwarz gekleidet. Er hat einen langen schwarzen Mantel an. Sein Gesicht ist nicht zu erkennen.

Therapeutin: schau genau hin. Was siehst du ?

Lisa: jetzt steht er vor mir. Er ist groß, sein Haar ist schwarz. Er schaut grimmig.

Therapeutin: Bedanke dich bei ihm, dass er sich gezeigt hat…


Andere Kinder trafen ihre Symptome in Gestalt von Hexen, Teufeln, Lehrern, Haie, Monstern, Riesen Zauberern, aber auch Zwerge, rießige Hunde, Wölfe, schwarze Wolken, rote Dreiecke etc.


Eine positive Absicht des Symptoms wird gefunden


Therapeutin: bedanke dich bei deinem Symptomteil, dass er sich gezeigt hat…wie ist sein Name? … frage diesen Teil, was er Gutes für dich tut…frage ihn nach seiner positiven Absicht…


Im Fall von Max, 7 Jahre, war die positive Absicht des Angstteils, die Möglichkeit, die getrennten Eltern zu gemeinsamen Gesprächen zu bringen. Max musste lernen die Trennung der Eltern zu akzeptieren und mit ihr gut umzugehen. Auch die Eltern mussten dabei unterstützt werden, ihre Trennung zu verarbeiten.


Spannend ist auch immer wieder, wie sich der Symptomteil verändert, wenn das Kind (manchmal auch der Therapeut in Vertretung für das Kind) freundlich mit ihm umgeht. Aus großen dunklen, bösen, gefährlichen Teilen werden kleinere, bunte, nettere, manchmal auch traurige Teile.


Jacquline, 12 Jahre, die massive Schulprobleme hatte, sah den Problemteil als große, schwarze Gestalt. Zunächst hatte sie Angst vor dieser. Im Verlauf der Trancearbeit sah sie, dass die Gestalt kleiner wurde und einen Ball hervorholte. Die Gestalt, nun in bunten Farben, wollte mit ihr spielen. Zusätzlich zu einem Schulwechsel in eine für sie richtige Schulform, begann sie spielerische Hobbys wie Zirkusturnen und Gardetanzen. Ihr Selbstbewusstsein stieg und ihre Schulleistungen wurden schnell besser.


Sofie, ein 10-jähriges Mädchen, hatte einen ausgeprägten Ordnungs- und Zählzwang. Alles im Zimmer musste Millimeter genau so ausgerichtet sein, wie es „richtig“ war. Sie sah ihren Zwang zunächst als Riesen, der gefährlich schaute und sehr wütend schien.

Später konnte sie ihn als kleinen weinenden Zwerg erkennen. Seine Aufgabe war es sie zu verunsichern, da sie in die weiterführende Schule kam und Angst hatte groß zu werden. Großwerden bedeutete für sie, die Mutter alleine zu lassen, deren jüngstes Kind sie war. Die Mutter, die bei der Trance anwesend war, konnte ihr versichern, dass sie eigene Pläne hatte und ihr Leben neu gestalten wollte.

Eine neue bessere Lösung wird gefunden: Der Phantasieteil zeigt sich


Nun wird der Teil eingeladen sich zu zeigen, der für Ideen zuständig ist: Der Phantasieteil. Dieser Teil wird auch als Bild, als Farbe, als Person, als Figur aus einem Videospiel, Buch, Film oder Serie, gefunden. Dieser Teil soll sich Gedanken darüber machen, wie die positive Absicht des Symptomteils auf eine für das Kind bessere Weise erreicht werden kann.


Geht es um eine Überforderung des Systems, muss der Therapeut seine Ressourcen einbringen. So ist es wichtig zu wissen, in welchem Alter Kinder etwas können und was sie brauchen.

Hier ist es oft entscheidend, dass nicht nur das Kind etwas verändert, sondern das ganze System in dem das Kind lebt. Oft müssen neue Ressourcen in der Umwelt aktiviert werden, wie z.B. ein Hortplatz gesucht oder Hilfen des Jugendamtes in Anspruch genommen werden.

Häufig kann das Kind selber die notwendigen Ressourcen benennen. So gibt es vielleicht eine Tante, Eltern von Freunden, eine Freundin, eine Oma etc. die einbezogen werden können.

Kann das Kind, der Jugendliche diese Ressourcen altersgerecht nicht selber aktivieren, muss dies der Therapeut aktiv tun.


Selina, 9 Jahre, sollte, da die Mutter viel arbeitete, morgens früh alleine aufstehen und sich alleine fertig machen. Mittags musste sie mit ihren Schwestern (11 und 13 Jahren) das Essen aufwärmen, Hausaufgaben machen und Haushaltsaufgaben erledigen. Die Mutter war allein erziehend und ihr Exmann war psychisch krank. Zusätzlich musste die Mutter ihre demenzkranke Mutter mit versorgen.

Es kam zu massiven Auseinandersetzungen mit der Mutter in denen Selina schrie und weinte. In dieser Zeit war die Mutter mit Selina beschäftigt und Selina bekam Zuwendung, wenn auch negative.

Nachdem der „Streitteil“ von Selina in „Schutzteil“ umbenannt wurde, konnte er sagen, dass die ständigen Anforderungen zu viel für sie sind. Mit Selina und der Mutter konnten neue Möglichkeiten von Aufmerksamkeit und Unterstützung gefunden werden. Für Selina wurde eine neue Schule gefunden, die in der Nähe lag. Ihre Nachmittagsverpflichtungen wurden reduziert. Gestritten wurde dadurch wesentlich weniger.


Wichtig ist es, sich als Therapeut auf die Seite des Symptomteils zu stellen. Er tut immer das, was in dieser Situation die beste Möglichkeit für das Kind darstellt. Bevor das Symptom verschwinden kann, müssen bessere Lösungsmöglichkeiten gefunden werden. Das Symptom ist ein wichtiges Signal, ein Alarmsignal, manchmal für das ganze Familiensystem.

Kinder und Jugendliche versuchen meistens nicht nur für sich, sondern häufig für das ganze System, die beste Möglichkeit zu finden.

So schläft das Kind im Bett der Eltern, um die Eheprobleme nicht eskalieren zu lassen. Oder das Kind kann nicht in die Schule gehen, hat Angst davor, damit die Mutter nicht alleine sein muss. Erst durch eine Entlastung des ganzen Systems kann eine Veränderung bewirkt werden.


Die aufgeführte Art zu arbeiten ist natürlich genauso gut bei erwachsenen Patienten anzuwenden. Hierbei verbinden sich die kindlichen Teile des Therapeuten und des Patienten, sowie deren erwachsenen Ressourcen und finden spielerisch Lösungen.




 


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